Um die notwendigen Mittel für die Einrichtung einer Schule aufzubringen, gründeten der deutsche Honorarkonsul Bernhard Staudigel und eine Gruppe von seinen Landsleuten am 22. September 1878 die Aktiengesellschaft „Deutsche Schule“. Im folgenden Jahr, am 7. Januar, öffnete die Deutsche Schule erstmals ihre Türen für 52 Schüler*innen in einem gemieteten Haus in der Rua Florêncio de Abreu im Stadtzentrum von São Paulo.

Bild: Erste Schulleitung der Deutschen Schule.

Wenige Jahre später wurde die Aktiengesellschaft aufgelöst und an ihrer Stelle der Verein Deutsche Schule gegründet. Zusätzlich zu den monatlichen Beiträgen der Eltern konnte der neue Trägerverein nun auch auf regelmäßige Mitgliederbeiträge sowie auf spontane Spenden zählen. Dies ermöglichte 1889 unter anderem den Kauf des Gebäudes in der Rua Florêncio de Abreu.

Bild: Erste Einrichtung der Deutschen Schule in der Rua Florêncio de Abreu.

Historischen Dokumenten zufolge sah die Deutsche Schule ihre Aufgabe darin, den Kindern deutscher Einwanderer eine Ausbildung zu bieten, die sie dazu befähigte, sich in der Sprache ihrer Eltern auszudrücken, und gleichzeitig die Geschichte und Geografie der brasilianischen Nation pflegte.

Bild: 1. Klasse, Deutsche Schule, Jahr 1893.

Aufgrund ihres Wachstums im Laufe der Zeit musste die Schule an einen Umzug in neue Räumlichkeiten denken. Um die nötigen finanziellen Mittel zu beschaffen, wurde 1910 die Schulhausbaustiftung ins Leben gerufen und in wenigen Monaten konnte bereits ein Grundstück gekauft und mit dem Bau der neuen Schule begonnen werden. Das Gebäude in der damaligen Rua Olinda, heute Praça Roosevelt, wurde am 15. Juni 1913 offiziell eingeweiht.

Bild: Deutsche Schule in der Rua Olinda, Jahr 1913.

Ein wichtiger Meilenstein in der Schulgeschichte wurde mit dem Einführen des Abiturs gesetzt, das erstmals 1929 an der Schule abgelegt wurde. Dieser Abschluss ermöglichte den Absolvent*innen den Zugang zu den deutschen Universitäten sowie zu den meisten europäischen und nordamerikanischen Hochschulen.

Bild: Klassenzimmer in der Deutschen Schule.

Um auch die Anerkennung seitens brasilianischer Behörden zu bekommen, wurde 1935 das „Ginásio Brasileiro-Alemão“ mit einem an die brasilianische Gesetzgebung angepassten Lehrplan eingerichtet und der Deutschen Schule angegliedert.

Bild: Gymnastikraum.

Die Nationalisierungspolitik der Vargas-Regierung und die Schwierigkeiten, die sich aufgrund des Zweiten Weltkrieges ergaben, erforderten tiefgreifende Veränderungen an der Schule. Unter anderem nahmen Schule und Trägerverein 1942 den Namen Visconde de Porto Seguro an, zu Ehren des brasilianischen Historikers und Diplomaten deutscher Herkunft Francisco Adolfo de Varnhagen.

Bild: Biologieraum.

Ab den 1950er-Jahren, nachdem die Unruhen überwunden gewesen waren, erlebte die Schule eine neue Phase des Aufbaus und der Entwicklung. 1955 nahm ihr Trägerverein die Rechtsform einer Stiftung an.

Bild: Schulhof am Praça Roosevelt.

Sich seiner sozialen Verantwortung bewusst, richtete der Schulvorstand 1966 zwei kostenlose Lehrgänge ein: nachmittags eine erste Klasse für Kinder und abends einen Alphabetisierungskurs für Erwachsene.

Bild: Erster Klassenverband in der Freien Schule, Jahr 1966.

Nachdem die Schule fast ein ganzes Jahrhundert im Stadtzentrum von São Paulo angesiedelt gewesen war, zog sie im Oktober 1974 in den südlichen Stadtteil Morumbi um. Auf dem neuen und großzügigen Gelände stehen den Schüler*innen nun unter anderem ein Fußballfeld, eine Laufbahn für Leichtathletik, Schwimmbäder und sogar eine noch erhaltene Regenwaldfläche zur Verfügung.

Bild: Start des Schulbetriebs auf dem Campus Morumbi, Jahr 1974.

Anfang der 1980er-Jahre ermöglichten Vereinbarungen zwischen der Stiftung Visconde de Porto Seguro und in der Gegend von Campinas angesiedelten deutschen Unternehmen, darunter Mercedes-Benz, Krupp, Bosch und Transformadores União, den Bau eines neuen Schulstandorts im Landesinneren von São Paulo. Im Februar 1983 wurde der Schulbetrieb auf dem Campus Valinhos erstmals aufgenommen mit dem Ziel, den Kindern der Expats dieser Unternehmen eine hochwertige Ausbildung auch in deutscher Sprache anzubieten.

Bild: Start des Schulbetriebs auf dem Campus Valinhos, Jahr 1983.

Um der wachsenden Nachfrage nach Schulplätzen auf dem Campus Morumbi gerecht zu werden, beschloss die Stiftung Visconde de Porto Seguro einen zweiten Schulstandort in São Paulo zu eröffnen. Nur 4 km vom Hauptstandort entfernt, öffnete der neue Campus Panamby im Mai 1997 den Schüler*innen seine Türen.

Bild: Start des Schulbetriebs auf dem Campus Panamby, Jahr 1997.

Ein neues Konzept für frühkindliche Erziehung mit Räumlichkeiten und einem speziell für Kinder im Alter von 1 bis 4 Jahren konzipierten pädagogischen Projekt entstand 2002 mit dem Portinho Panamby. 2006 wurde auf dem Campus Morumbi ein Portinho eingeweiht und 2010 das Portinho Valinhos eröffnet.

Bild: Portinho Panamby.

Um das Angebot für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien zu erweitern, öffnete der neue Campus Vila Andrade im März 2011 seine Türen mit rund 600 neuen Plätzen für den Vor- und Nachmittagsunterricht.

Bild: Start des Schulbetriebs auf dem Campus Vila Andrade.

Mit dem Erwerb des benachbarten Gebäudes wurde der Campus Vila Andrade erweitert und vollständig renoviert und nimmt seit März 2021 rund 1.200 Schüler*innen in seinen großzügigen und modernen Räumlichkeiten auf.

Bild: Der neu errichtete Campus Vila Andrade aus der Vogelperspektive.

Wir sind eine Internationale Schule: Das Colégio Visconde de Porto Seguro wird ab 2022 als eine Internationale Schule anerkannt, mit der Möglichkeit, zwischen einem internationalen und einem zweisprachigen Lehrplan zu wählen, wie es das internationale Abkommen mit der deutschen Regierung vorsieht.

Bild: Bibliothek am Campus Morumbi.